Der Gläserne Zug

17.05.2012    Technik

Allgemein

Die allgemeine Anordnung ergab sich aus der geplanten Verwendung. Der Aussichtstriebwagen ist in drei durch zwei Zwischenwände voneinander getrennte Räume geteilt und zwar in zwei Fahrgasträume und den in Wagenmitte liegenden Einstiegraum. Die Führersitze befinden sich an den Enden der Fahrgasträume und sind von diesen nicht besonders abgetrennt. Falls bei Dunkelheit mit Licht im Fahrgastraum gefahren werden soll, lassen sich für den Triebfahrzeugführer unangenehme Blendwirkungen durch einen Vorhang vermeiden.

Seitenwände und Dachschrägen wurden - soweit es die Festigkeit des Wagenkastens zuließ - als Fenster ausgeführt. Auch die Zwischenwände sind im oberen Teil aus Glas. Der Abort ist im Einstiegraum so tief wie möglich eingebaut, seine Oberkante liegt nur wenig über der Unterkante der Fenster, so dass die Sicht dadurch nicht eingeschränkt wird. Die 35 gepolsterten Doppel-Sitze lassen sich umstellen, so dass jeder Fahrgast in Fahrtrichtung sitzen kann. Insgesamt ergaben sich bei dieser allgemeinen Anordnung gute Sichtverhältnisse von allen Plätzen. Dabei war es notwendig, die elektrische Ausrüstung soweit irgend möglich unter dem Wagenfußboden unterzubringen.

Der Triebwagen hat zwei zweiachsige Drehgestelle, in einem werden die beiden Achsen durch je einen Motor angetrieben (Achsanordnung Bo'2'). Die Triebdrehgestellseite wird mit „vorn" bezeichnet, der Führerstand 1 liegt vorn. Früher stand am Wagen außen V bzw. H angeschrieben, heute steht dort 1 bzw. 2.



Bschreibung


Zeichnung nach Unterlagen des ehmaligen AW München-Neuaubing



Höchstgeschwindigkeit 110 km/h
Stundenleistung bei einer Geschwindigkeit von 72 km/h 390 kW
Dauerleistung bei einer Geschwindigkeit von 74 km/h 350 kW
Anfahrbeschleunigung etwa 0, 58 m/sec2
Länge über Puffer 20 600 mm
Drehzapfenabstand der Drehgestelle 13 815 mm
Radstand des Triebgestells 3 600 mm
Radstand des Laufdrehgestells 3 000 mm
Treib- und Laufraddurchmesser (neu) 950 mm
Anzahl der Sitzplätze 2. Klasse (bis 1956 3. Klasse) 70
Gesamtgewicht betriebsfertig 51 t
Gesamtgewicht vollbesetzt 56 t
Reibungsgewicht vollbesetzt 34 t

Infolge technischer Änderungen weichen diese Angaben vom Zustand bei Lieferung ab.

Typenskizze aus dem Jahr 1935 als PDF-Datei (0,3 MB)

Technische Daten aus Merkbuch für die Fahrzeuge der Reichsbahn, Ausgabe 1941 als PDF-Datei (0,3 MB)



Elektrischer Teil

Zur Stromabnahme von der Fahrleitung dienen zwei Stromabnehmer. Ursprünglich aufgebaut waren zwei AEG- Leichtstromabnehmer Bauart HISE spezial mit Kolbenfederantrieb und 2 100 mm größter Scherenbreite; die Schleifstücke waren aus Aluminium Zum Befahren österreichischer Strecken wurde ab Herbst 1936 der Stromabnehmer 2 durch einen mit nur 1 950 mm Scherenbreite ersetzt. Bei den ÖBB war nämlich das Profil für den Stromabnehmer schmaler und die Fahrleitung nur mit einem Zick-Zack von ± 40 cm verlegt, während er auf den alten Reichsbahnstrecken ± 50 cm betrug Später wurde auch im Reichsgebiet der Fahrleitungs-Zick-Zack auf ± 40 cm zurückgenommen.

Die Stromabnahme mit Aluminium-Schleifstücken störte u. U. den Rundfunkempfang, daher erhielt der elT 1998 im Februar 1938 am Stromabnehmer 2 ein Kohleschleifstück, das kurz darauf bei der Reichsbahn allgemein eingeführt wurde. Im Jahre 1958 hatte das Bww München Hbf zunächst einen Stromabnehmer DBS 54 aufgebaut, der eine Doppelwippe hat und ab 1955 bei den Neubaulok eingeführt worden war; 1959 wurde auch der zweite alte Stromabnehmer ausgetauscht. Während bei den alten Stromabnehmern normalerweise beide auf gerichtet waren, wird nun in der Regel nur mit dem in Fahrtrichtung hinteren Stromabnehmer gefahren. Vor Fahrten in die Schweiz wechselte das Bw München Hbf den Stromabnehmer 1 gegen einen Original-SBB-Stromabnehmer aus, der entsprechend dem oben engeren Lichtraumprofil und dem kleineren Fahrleitungs-Zick-Zack schmaler ausgeführt ist.

Zur Vereinfachung baute man 1976 als Stromabnehmer 1 einen Einholm-Stromabnehmer SBS 65 auf, bei dem sich die Wippe mit den Schleif stücken leicht auswechseln lässt. Ohne Profilüberschreitung kann hier für den Einsatz auf Schweizer Bahnen eine entsprechende Wippe aufgebaut werden. Die Stromabnehmer werden mit Druckluft aufgerichtet; sie können jeder für sich mit einem Trennschalter von der Dachleitung abgetrennt werden. An die Dachleitung sind zwei Hochspannungs-Röhren-Sicherungen für 60 A angeschlossen; mit einem Umschalter wird über jeweils eine der beiden Sicherungen der Strom von der Dachleitung dem Transformator zugeführt. Das Hochspannungskabel verläuft an der linken vorderen Ecke des Einstiegraumes von oben nach unten. Beim Aufbau der Stromabnehmer DBS 54 mussten die Sicherungen mit dem Trennschalter zur Wagenmitte hin verlegt werden.

1962 erhielten die Sicherungen eine Schutzumhüllung. Der ölgekühlte Transformator Type BLT 105 ist in der Mantelbauart mit Scheibenwicklungen ausgeführt und in das Triebdrehgestell eintauchend am Wagenkasten aufgehängt Die an allen vier Seiten des Transformatorkessels angebauten Kühlrohre werden durch den Fahrtwind gekühlt. Um die Luftführung zu verbessern, erhielten die Schürzen an den Stirnseiten des Triebwagens nachträglich Gitter. Eine Ölumlauf pumpe ist nicht vorhanden. Die Unterspannungswicklung ist am Ende geerdet, sie liegt mit der Oberspannungswicklung in Reihe (Sparschaltung). Um den Fahrmotoren verschiedene Spannungen zuführen zu können, besitzt die Unterspannungswicklung 9 Anzapfungen mit Spannungen zwischen 67 und 412 V, außerdem ist eine Anzapfung bei 202 V für Steuerstrom und Wagenheizung sowie eine Hilfswicklung mit 202 V für die Beleuchtung vorhanden.

Als Fahrmotor dient ein sechspoliger Wechselstrom-Reihenschlußmotor Typ EKB 400. Er ist als Tatzlagermotor ausgeführt und hat Eigenbelüftung; die Luft wird auf der Antriebsseite oberhalb des Motorengehäuses durch eine Haube angesaugt und auf der Kommutatorseite von dem dort angebrachten Lüfterrad ins Freie gedrückt. Die Aufhängung des Motors im Drehgestell erfolgt über Gummiplatten. Das Drehmoment des Motors wird auf die Achse übertragen durch ein einseitiges, schwach schräg verzahntes Getriebe mit Spezialverzahnung. Die Zahnräder waren ursprünglich ungefedert ausgeführt (Übersetzung 19 : 64), später baute man zur Verbesserung der Anfahreigenschaften ein gefedertes Großrad ein. Durch Änderung der Übersetzung wurde die Höchstgeschwindigkeit von 120 auf 110 km/h herabgesetzt, dabei aber die Anfahrbeschleunigung erhöht. Die Zahnräder sind von einem Schutzkasten umgeben, die Schmierung wurde 1977 von Heißdampfzylinderöl auf Fließfett umgestellt.

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